Wissenswertes über das Phänomen Schlafwandeln
Phänomen Schlafwandeln: Wachsein und Schlafen zugleich?
Es widerspricht der menschlichen Logik, gleichsam zu schlafen und dabei wach zu sein. Beide Bewusstseinszustände scheinen sich gegenseitig komplett auszuschließen. Und dennoch passiert beim Schlafwandeln genau das: Menschen stehen nachts aus ihren Betten auf und vollführen komplexe Handlungen, ohne dabei wach zu sein.
Was das Schlafwandeln noch interessanter macht, ist die Tatsache, dass dieses Phänomen ganz verschiedene Ursachen haben kann. Eins jedoch haben alle Schlafwandler gemein: Die Betroffenen befinden sich in einem Dämmerzustand, in dem ihr Bewusstsein ausgeschaltet ist, sodass sie selbst von ihren nächtlichen Ausflügen nichts mitbekommen. Hier wird klar: Bei Schlafwandlern passiert etwas während des Schlafens, was ihren Bewusstseinszustand verändert. Wer verstehen will, was Schlafwandler von normalen Schläfern unterscheidet, muss sich zunächst einmal mit dem menschlichen Schlafzyklus befassen.
Wann kommt es zum Schlafwandeln?
Der menschliche Schlafzyklus ist ein faszinierendes Thema. Unsere nächtliche Erholung folgt nämlich einem festgelegten Muster. In einem Schlafzyklus durchlaufen wir nacheinander vier Schlafphasen, während derer unterschiedliche Prozesse in unserem Körper ablaufen: Erst die Einschlafphase, danach der leichte Schlaf, der Tiefschlaf sowie zuletzt der sogenannte REM-Schlaf. Besonders die Tiefschlafphase ist dabei wesentlich für die körperliche Regeneration. Genau in dieser Phase kommt es bei Schlafwandlern zu einem interessanten Phänomen: Anstatt wie normale Schläfer weiterzuschlafen, wachen sie im ersten Drittel der Tiefschlafphase wieder aus dem Schlaf auf – allerdings nur unvollständig.
Beim Schlafwandeln befinden sich Betroffene in einer Art Dämmerzustands, in dem ihr Bewusstsein auf ein Minimum reduziert ist, sie jedoch komplexe Handlungen ausführen können. Dies kann bei einigen das Aufrichten im Bett sein, während andere ihre Betten sogar verlassen und im Haus auf Wanderschaft gehen. Meistens wird das Schlafwandeln durch einen einfachen Weckreiz wie ein lautes Geräusch oder eine volle Blase ausgelöst. Besonders verblüffend: Fragt man Schlafwandler am nächsten Morgen nach ihren Erlebnissen, haben sie keinerlei Erinnerung mehr an das Geschehen.
Was sind die Ursachen hinter Schlafwandeln?
Auch nach dem heutigen Stand der Wissenschaft gibt Schlafwandeln den Forschern weiterhin Rätsel auf. So sind die eindeutigen Ursachen bis heute nicht geklärt. Dennoch haben Wissenschaftler verschiedene Schlüsselreize identifizieren können, die als Auslöser für das Phänomen in Frage kommen:
- Fiebererkrankungen
- Umgebungslärm
- Körperliche Schmerzen
- Genussmittel wie Alkohol und Koffein
- Einnahme bestimmter Medikamente
- Genetische Veranlagung
- Schlafmangel
- Erhöhte Stresslevel
Ist Schlafwandeln gefährlich?
Wer einen geliebten Menschen einmal beim Schlafwandeln gesehen hat, bei dem bleibt häufig ein mulmiges Gefühl zurück. Da die Betroffenen in ihrem geistigen Dämmerzustand Gefahren nicht erkennen können, raten Experten unbedingt dazu, die Schlafumgebung abzusichern. Diese Vorkehrungen zum Schutz des Betroffenen können beispielsweise im Wegräumen zerbrechlicher Gegenstände bestehen oder dem Verschließen von Türen und Fenstern. Doch Sie können aufatmen: Schlafwandler verlassen im Allgemeinen nur in seltenen Ausnahmefällen das Haus. Außerdem verwächst sich Schlafwandeln meist von selbst. Viele Kinder, die vorübergehend von der Aufwachstörung betroffen sind, haben beim Eintritt in die Pubertät keine Probleme mehr mit Schlafwandeln.
Aufhorchen sollten Sie jedoch, wenn das Phänomen bis zum Erwachsenenalter unverändert fortbesteht oder erst später im Leben zum ersten Mal auftritt. In diesen Fällen könnte das Schlafwandeln durch eine Erkrankung ausgelöst werden, sodass Sie es besser ärztlich abklären lassen sollten.
Was kann gegen das Schlafwandeln helfen?
Um Schlafwandeln zu lindern, können häufig schon sanfte Methoden wie das Einhalten einer gesunden Schlafhygiene mitsamt entspannender Schlafrituale helfen. Auch Entspannungsverfahren wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung haben sich bewährt. Jedoch müssen Betroffene zunächst ein wenig Geduld mitbringen: Entspannungsmethoden wirken nicht über Nacht, sondern zielen auf eine langfristige Verbesserung der Situation ab. Bleiben Sie daher auch bei vermeintlichen Rückschlägen am Ball und geben Sie nicht auf, wenn sich nach den ersten Wochen noch nichts zum Positiven verändert hat. Schwere Fälle von Schlafwandeln können vom Arzt medikamentös behandelt werden, um die Symptome zu lindern und Betroffenen eine friedlichere Nachtruhe zu ermöglichen.
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